"JODL-GRAB" AUF DER FRAUENINSEL
Jodl-Gedenkstätte wurde umgestaltet - Problem gelöst?
Chiemsee/Fraueninsel - Der umstrittene Gedenkstein, der auf dem gemeindlichen Friedhof auf der Fraueninsel an den verurteilten Kriegsverbrecher Alfred Jodl erinnert, wird neuerdings von einer Thuje verdeckt. Ist das Problem damit gelöst?
Der Chiemseer Gemeinderat hatte eigentlich am 22. Februar entschieden, dass der Stein auf der Fraueninsel, der an den Nazioffizier Alfred Josef Ferdinand Jodl erinnert, entfernt werden muss. Seit Jahren ist der Gedenkstein heftig umstritten. Er solle als Pilgerstätte für Rechtsradikale dienen.
Vor allem der Aktionskünstler Wolfram Kastner sorgte dafür, dass der Stein wieder in den Fokus geriet. Er hatte in der Vergangenheit mit verschiedenen Aktionen den Gedenkstein des verurteilten NS-Kriegsverbrechers verändert, beschmiert und beschädigt.
Jetzt entscheidet das Verwaltungsgericht München
Da derzeit eine Klage gegen die Beseitigungsverfügung beim Landratsamt Rosenheim vorliegt, kann bis zur rechtskräftigen Entscheidung über diese Klage nichts weiter veranlasst werden. Der Neffe des Wehrmachtsgenerals ist der Meinung, dass für eine Grabauflösung keine rechtliche Grundlage besteht und legte über einen Anwalt Widerspruch ein. Der Gedenkstein muss derzeit also bleiben. Es entscheidet nun das Verwaltungsgericht München. Vermutlich Mitte Oktober müssen Richter entscheiden, wie es mit der "Grabstätte" des Hitler-Generals weitergehen soll. Behördensprecher Martin Friedrich geht davon aus, dass sich das Gericht bei einem Ortstermin auf dem Friedhof der Fraueninsel ein eigenes Bild machen will, berichtet die Abendzeitung.
Umgestaltung der Gedenkstätte
Die Jodl-Gedenkstätte wurde aber aktuell neu umgestaltet. Nun ziert ein Thuje den Grabstein und verdeckt somit den Namen Jodl.
Architekt Georg Wieland lebt auf der Fraueninsel und kennt das Grab, das seit Jahrzehnten besteht. Er thematisierte den "nicht sachgerechten Umgang mit der NS-Zeit", diskutierte mit Bewohnern und Mandatsträgern und reichte auch noch eine Petition beim Bayerischen Landtag ein. "Als Inselbürger bin ich entsetzt, zumal schon im Februar diesen Jahres die Grabstätte als ganzes beseitigt werden sollte, so die Stellungnahme der Gemeinde auf meine Petition", äußerte sich der Architekt gegenüber unserer Redaktion.
In seiner Petition an die Staatsregierung hieß es: "Da Jodl hier auf der Fraueninsel niemals gewohnt hat, handelt es sich hier aus meiner Sicht um eine vorgetäuschte Beerdigung. Diese Art einer "Erinnerungskultur" ist ohne historischen Hinweis so nicht zu akzeptieren. Eine Korrektur ist dringend angezeigt."
