Polizei präsentiert Statistiken für Südostbayern
Mehr Unfälle, mehr Tote: Was man aus den aktuellen Zahlen alles herauslesen kann
Mehr Unfälle als in den Corona-Jahren 2020 und 2021, aber ein durchaus beachtlicher Rückgang im Vergleich zum letzten Vor-Corona-Jahr 2019: Dies ist eine der Erkenntnisse aus der aktuellen Verkehrsunfallbilanz, die das Polizeipräsidium Oberbayern Süd nun veröffentlicht hat.
Rosenheim/Landkreis – Mit insgesamt 36.659 Verkehrsunfällen ist 2022 ein Anstieg um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 34.819) festzustellen. Angestiegen sind dabei alle „Arten“ von Unfällen, also sowohl welche mit Personenschaden, als auch welche „nur“ mit Sachschaden. Insgesamt starben im Jahr 2022 im Zuständigskeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 82 Menschen bei Verkehrsunfällen. Das sind fünf Menschen mehr als im Vorjahr (77).
Überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit ist für mehr als ein Drittel der Verkehrsunfalltoten ursächlich. „Gerade bei der Zahl der getöteten und verletzten Radfahrer ist eine deutliche Zunahme festzustellen. Auch Motorradfahrer zählen zur Hauptrisikogruppe. Getötet wurden 29 Personen im Vergleich zu 17 im Vorjahr“, teilte das Polizeipräsidium in diesem Zusammenhang mit. Auch Alkohol- und/oder Drogeneinfluss gilt – allgemein – weiterhin als eine der Hauptunfallursachen.
Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden nahm um 4,8 Prozent auf 5830 zu. Verletzt wurden dabei 7465 Personen (+5,6 Prozent). Auch in anderen Kategorien stiegen die Werte: Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Sachschaden/Anzeige erhöhte sich ebenso (von 9546 auf 10.207 oder 6,9 Prozent) wie die Anzahl der Kleinunfälle (von 19.709 auf 20.622 Unfälle oder 4,6 Prozent). Bei den Kleinunfällen sind 7414 Wildunfälle enthalten (Vorjahr 7508; -1,3 Prozent). Die Anzahl der Fälle von Unfallflucht erhöhte sich um 9,6 Prozent auf insgesamt 7276.
Die Unfallzahlen im Überblick:
| LKR./Stadt | Unfälle 2021 | Unfälle 2022 | Veränderung | Verletzte 2021 | Verletzte 2022 | Veränderung | Tote 2021 | Tote 2022 |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Altötting | 3308 | 3426 | +3,6% | 587 | 544 | -7,3% | 10 | 12 |
| Bad Tölz-Wolfratshausen | 3418 | 3275 | -4,2% | 732 | 670 | -8,5% | 6 | 4 |
| Berchtesgadener Land | 2382 | 2645 | +11,0% | 535 | 589 | +10,1% | 8 | 8 |
| Garmisch-Partenkirchen | 2436 | 2655 | +9,0% | 467 | 529 | +13,3% | 8 | 7 |
| Miesbach | 2767 | 2953 | +6,7% | 633 | 600 | -5,2% | 7 | 6 |
| Mühldorf | 3414 | 3548 | +3,9% | 577 | 537 | -6,9% | 6 | 8 |
| LK Rosenheim | 6574 | 7007 | +6,6% | 1372 | 1551 | +13,0% | 15 | 12 |
| Traunstein | 4629 | 4744 | +2,5% | 953 | 1057 | +10,9% | 10 | 13 |
| Weilheim | 3280 | 3490 | +6,4% | 665 | 818 | +23,0% | 4 | 11 |
| Stadt Rosenheim | 2076 | 2403 | +15,8% | 412 | 424 | +2,9% | 3 | 1 |
| Übertragungsbereich | 535 | 513 | -4,1% | 133 | 146 | +9,8% | 0 | 0 |
| PP Obb. Süd GESAMT | 34.819 | 36.659 | +5,3% | 7066 | 7465 | +5,6% | 77 | 82 |
Bei den Werten und allen weiteren Vergleichszahlen gilt es zu beachten, dass die Jahre 2020 und 2021 aufgrund der Corona-Pandemie als Vergleichswerte nicht bzw. nur bedingt geeignet sind.
Das sind die Hauptrisikogruppen:
- Radfahrer: Es ist eine Zunahme bei der Zahl der getöteten Radfahrer von 8 auf 15 festzustellen (+87,5 Prozent) und auch verletzt wurden mehr Radfahrer (2367; +10,8 Prozent). Die Anzahl der Radfahrer als Unfallbeteiligte erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls (2650 oder +10,1 Prozent).
- Pedelec-Fahrer: Zunehmend in diesem Bereich ist auch die Zahl von beteiligten Pedelecs (von 555 auf 676; +21,8 Prozent) und der bei Unfällen mit Pedelecs verletzten Personen (von 518 auf 635; +22,4 Prozent).
- Fußgänger: Diese Gruppe war 2022 wieder weniger an Verkehrsunfällen beteiligt (Rückgang von 453 auf 443 oder -2,2 Prozent). Allerdings wurden mehr Personen verletzt (Zunahme um 3,2 Prozent von 316 auf 326). Erfreulich sind „nur“ sechs Tote im Vergleich zum Vorjahr (10).
- Motorradfahrer: 1039 Biker waren 2022 in einen Verkehrsunfall verwickelt (Vorjahr 1006, +3,3 Prozent). Dabei wurden 897 Fahrer bzw. Mitfahrer verletzt (+5,4 Prozent). Getötet wurden hier 29 Personen (Vorjahr 17).
- Schulkinder: Die Zahl der Schulwegunfälle erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr von 56 auf 65 und zugleich die Anzahl der dabei verletzten Schüler von 58 auf 66. Getötet wurde kein Kind auf dem Schulweg.
- Senioren: Bei den unfallbeteiligten Senioren (65 Jahre und älter) stellte die Polizei eine negative Entwicklung bei der Gesamtunfallzahl (4123 Unfälle; Vorjahr 3667 Unfälle) fest. Es gab auch mehr Verletzte (2022: 1230; 2021: 1087) und mehr Tote (2022: 29 Tote; 2021: 26 Tote).
- Junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre): Bei dieser Risiko-Zielgruppe war die Gesamtunfallzahl (2990 Unfälle; Vorjahr: 3059) und die Anzahl der Verletzten (855 Verletzte; Vorjahr 921) rückläufig. Allerdings stieg die Anzahl der Toten von vier (2021) auf acht (2022) deutlich.
Anmerkung zu den Statistiken: Der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd umfasst die kreisfreie Stadt Rosenheim sowie die neun Landkreise Rosenheim, Miesbach, Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting, Mühldorf, Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen. Zusätzlich gelten im Bereich der Landkreise Starnberg, Erding und München sowie der Landeshauptstadt München knapp 60 Autobahnkilometer als sog. „Übertragungsbereich“. Insgesamt summiert sich das Straßennetz auf eine Länge von etwa 15.500 km. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 waren 1.283.827 Kraftfahrzeuge im o.g. Zuständigkeitsbereich zugelassen. Dies entspricht einer Steigerung von 1,5 Prozent bzw. 19.049 Fahrzeugen im Vergleich zum Vorjahr.
mw