Vergangenes Jahr war ein gutes für den Nationalpark
Manfred Bauer zum neuen Vorsitzenden der „Freunde des Nationalparks Berchtesgaden“ ernannt
Der Verein „Freunde des Nationalparks Berchtesgaden“ hat einen neuen Vorsitzenden. Der gebürtige Münchner Manfred Bauer übernimmt die Position von seinem Vorgänger Dr. Hermann Amann.
Berchtesgadener Land - Manfred Bauer, gebürtiger Münchner und 17 Jahre lang Leiter des hessischen Nationalparks Kellerwald-Ederseen, wird Vorsitzender des Vereins „Freunde des Nationalparks Berchtesgaden“. Der Wahl-Traunsteiner folgt damit auf Dr. Hermann Amann, der dem Verein vier Jahre lang vorstand und aus Altersgründen bei der Neuwahl nicht mehr kandidierte. Nationalparkleiter Dr. Roland Baier nutzte die Gelegenheit, um über Neuigkeiten im einzigen Alpennationalpark zu sprechen.
Baier beabsichtigt, den Nationalpark Berchtesgaden bei der IUCN (International Union for Conservation of Nature) als Schutzpark der Kategorie zwei einstufen zu lassen. „Wir wünschen uns die offizielle Anerkennung“, so Baier. Der Nationalpark, dessen Fläche so groß wie jene Liechtensteins ist, wäre somit der erste in Deutschland, der eine internationale Zertifizierung auf der sogenannten „Green List“ erhält. Die IUCN erstellt unter anderem die Rote Liste gefährdeter Arten und kategorisiert Schutzgebiete.
Neue Ausstellung seit dem vergangenen Jahr
Für den Nationalpark sei das vergangene Jahr ein gutes gewesen, sagte Roland Baier. Das liegt auch daran, dass der Nationalpark in finanzieller Hinsicht große Aufmerksamkeit erfuhr: Am Jenner gibt es seit vergangenem Jahr eine neue Ausstellung. Erst kürzlich wurde ein altes Forsthaus auf der Halbinsel St. Bartholomä am Königssee als weiterer Informationspunkt - als Ausstellung zum Thema Wasser - neu eröffnet.
Für eine Millionensumme wird zudem an einem Niedrigenergiestandardhaus für Mitarbeiter in Berchtesgaden gebaut. Wenige Tage ist die Nachricht erst alt, dass der Freistaat die Villa Schön mit tausenden Quadratmetern Grund gekauft und dem Nationalpark zur Nutzung überlassen hat. „Für unsere Forscher und Praktikanten ist das ideal“, sagte Baier. „Es ist die ideale Einrichtung für uns und ein riesiger Schritt in Sachen Forschung.“ Tatsächlich hat der Erwerb der Immobilie durch den Freistaat zwei Jahre Vorarbeit gekostet. Mit einem integrierten Labor und ausreichend Platz für Wissenschaftler bietet das Gebäude langfristig auch Erweiterungsmöglichkeiten, wie Baier anklingen ließ.
Wie wichtig ihm die „Freunde des Nationalparks“ sind, das betonte der Nationalparkleiter mehrfach. Mit 33 Mitgliedern und 83 Förderern hat der kleine Verein in der Vergangenheit viel bewegt.
Ordentliche finanzielle Rücklagen
Der Leiter des Nationalparks Berchtesgaden schätzt das Engagement und die Vielzahl an Projekten, bei denen sich die Ehrenamtlichen in der Vergangenheit eingebracht haben. Erst kürzlich haben die „Freunde“ dem Schutzpark ein Bartgeier-Skelett finanziert. Die knapp 5000 Euro dafür seien ein großer Gewinn, sagte Vorsitzender Dr. Hermann Amann. Der kerngesunde Verein mit ordentlicher finanzieller Rücklage ist umtriebig und arbeitet vor allem im Hintergrund.
Im vergangenen Jahr wurden mehrere Bachelor- und Masterarbeiten, die im Nationalpark gefertigt worden waren, finanziell unterstützt. Für Schüler der Berufsschule Freilassing organisierten die Freunde des Nationalparks Unterkunft und Verpflegung für einen Mehrtagesausflug nach Berchtesgaden. Die Teilnehmer konnten sich dort zu nachhaltigem Tourismus informieren.
„Erinnerungen und Erfahrungen“
Zudem gewährte der Verein eine finanzielle Zuwendung für den ehemaligen Nationaparkleiter Dr. Hubert Zierl, der an „Erinnerungen und Erfahrungen aus den frühen Jahren der Nationalparke Berchtesgaden und Bayerischer Wald“ in Form eines Buches arbeitet. Als „ein Dokument der Zeitgeschichte“, bezeichnet Amann das Werk, das bald veröffentlicht werden soll.
Dank Förderern und Spenden steht der Unterstützerverein gut da: Noch nicht lange ist es her, da hatten die Freunde des Nationalparks eine 50.000 Euro-Spende von der Stiftung „Mensch und Umwelt“ aus Liechtenstein erhalten. Diese soll in Nationalpark-Projekte fließen, so der Vorsitzende. Beim Verein verfolgt man das mittelfristige Ziel, das Nationalparkzentrum „Haus der Berge“ in Berchtesgaden zu einem Ort der Begegnung aufzuwerten. Kulturelle Veranstaltungen sollen dazu beitragen.
Nachfolger bringt Erfahrungen aus verschiedenen Nationalparks mit
Für Hermann Amann ist nach vier Jahren Vorsitz Schluss. Gerade eben 80 Jahre alt geworden, möchte sich der Notar außer Dienst kein weiteres Mal aufstellen lassen: „Die Arbeit hat mir viel Freude bereitet und wir haben gute Kontakte knüpfen können.“ In der Rolle des „Vermittlers“ konnte der Vorsitzende einiges erreichen. „Mein Ziel war, dass unser Verein jünger und weiblicher wird.“
Amann hat mit Manfred Bauer einen Nachfolger gefunden, der in Sachen Nationalpark-Arbeit große Erfahrung hat, auch in Berchtesgaden. Sieben Jahre hatte dieser im Alpennationalpark gearbeitet, später den Nationalpark Kellerwald-Ederseen geleitet. Vor nicht allzu langer Zeit ist Manfred Bauer mit seiner Familie zurückgekehrt, um sich in Traunstein niederzulassen. „Ich freu mich auf die Vereinsarbeit“, sagt der 68-Jährige, der Bewährtes beibehalten will. Raum für Ideen und deren Umsetzung gibt es dennoch.
Amanns Stellvertreter Dr. Jobst Kayser-Eichberg war Anfang Juli „nach kurzer schwerer Krankheit verstorben“, teilte der scheidende Vorsitzende mit. Die einstimmig gewählten Stellvertreter werden die Berchtesgadenerin Eva Dinter sowie Herbert Gschoßmann, Bürgermeister von Ramsau. „Wir werden gut zusammenarbeiten“, ist sich Gschoßmann sicher. Teile seiner Gemeinde liegen im Nationalpark. Die Arbeit von Andreas Mayer, bislang für die Vereinsfinanzen zuständig, wird künftig Dr. Andreas Leidinger übernehmen.
kp
